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Krach & Knatsch im Möckernkiez

Es ist schwierig, in Pandemiezeiten geduldig und nachsichtig zusammenzuleben. Gerade für Familien und Kinder ist jetzt die Belastung enorm hoch. Gilt es doch Schule, Beruf, Kita und Freizeit während des Lockdowns auf kleinstem Raum mit allen Beteiligten zu bewältigen. Seit dem 7. Dezember 2020 gilt zudem Alarmstufe „rot“ in der Adolf-Glaßbrenner-Schule. Da sind die Familien froh, dass die Kinder den autofreien Hof des Möckernkiez zum Spielen haben. Ganz gegensätzlich dazu die RenterInnen und PensionärInnen im Kiez. Für sie brach mit der Pandemie in vielen Fällen das soziale Umfeld zusammen. Kein Besuch von EnkelInnen, Verwandten oder Freunden. Kein Theater, Konzert oder Lesung, stattdessen Isolation und Langeweile. Die Nerven liegen bei manchen BewohnerInnen blank. Und dann noch der „Lärm“ der Kinder, der durch Schalltrichter im Kiez noch zusätzlich verstärkt wird. Dadurch kommt es vereinzelt zu verärgerten „Ruhe“-Rufen aus dem Fenster. Doch erste Lärmbetroffene spielen schon mit dem Gedanken, aus dem Möckernkiez wegzugehen.
Solidarität und Zusammenhalt verschwinden ausgerechnet immer dann, wenn diese am dringendsten gebraucht werden und so entstehen allzu schnell Konflikte. Um sich diesen anzunehmen, hat sich spontan die AG Krach & Knatsch im Möckernkiez gegründet. AGs oder Arbeitsgemeinschaften finden sich in der Genossenschaft zusammen, um sich einzelnen Themen sehr genau anzunehmen und Lösungen zu erarbeiten.

Die AG Krach & Knatsch schreibt dazu:

Zum Lärm rund um den Hotelplatz und an weiteren Orten im Kiez gab es in den vergangenen Monaten einige Diskussionen. Schnell wurde deutlich, dass es nicht nur um einen einzelnen Ort geht. Denn vorhandene, hausintern getroffene, Regeln für einzelne Höfe haben Einfluss auf alle übrigen. Um diese kiezweite Herausforderung zu meistern, brauchen wir Zeit, um in Ruhe gemeinschaftliche Regelungen zu finden. Wir brauchen aber auch kurzfristige Lösungen.
Um den Druck aus der Diskussion zu nehmen, wollen wir deshalb als ersten Schritt zeitnah zu einer sogenannten Adhoc-Vereinbarung kommen. Die soll die geltende Hausordnung und Nachtruhe ergänzen und drei Monate gelten. Dieser erste Versuch soll dann von allen, die dazu beitragen möchten und mithilfe der AG Kommunikation reflektiert und evaluiert werden.

In einer Abstimmung sollen Ideen gesammelt und ein erstes Meinungsbild zu den einzelnen Wünschen eingeholt werden. Links zur Teilnahme an der Abstimmung sind im Intranet der Möckernkiez Genossenschaft zu finden … Anmeldung erforderlich

Der Genossenschaftsvorstand gibt jedoch zu bedenken:

In der Hausordnung ist geregelt: „Kinder dürfen auf Wiesen, Plätzen und Wegen in der Wohnanlage spielen. Wir begreifen Kinderlärm als kindliches Ausdrucksmittel, das zum täglichen Leben gehört. Wir freuen uns über Kinder, die sich lebensfroh entwickeln dürfen. Nun wurde ein Fragebogen an alle Mitglieder geschickt, in dem u.a. die oben angegebenen Optionen angeboten werden. Die verschickten Fragebögen stammen nicht von der Geschäftsstelle und wurden auch nicht auf unsere Veranlassung in Umlauf gebracht. Im Übrigen gibt es seitens des Vorstandes keine Überlegungen bezüglich einer Änderung der Hausordnung …

Der Genossenschaftsvorstand schreibt weiter, dass die Hürden für eine Änderung der Hausordnung enorm groß seien und 471 Nutzungsparteien zustimmen müssten.

Im Familienverteiler des Möckernkiez wurde das Thema kurzzeitig heiß diskutiert und nach 20 E-Mails ging die Aufmerksamkeit wieder rasch zurück. Ein Kompromiss dürfte schwer herbeizuführen sein. Die einen können nun fast sicher sein, dass sich keine Einschränkungen für die Kinder ergeben und den anderen bleibt nur die Hoffnung auf einen strengen Winter.
nomen est omen für die AG Krach & Knatsch.