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Möckernkiez Newsletter – Nr. 36 – September 2021 (Auszug)

Neuer kaufmännischer Vorstand
Ansgar – eine Weichenstellung

Zum Schluss ging es doch ganz schnell: Schon am 12. August teilte der Aufsichtsrat der Genossenschaft in einem Mitgliederrundschreiben mit, dass ein neuer kaufmännischer Vorstand gefunden wurde, der ab 2022 die Nachfolge von Frank antritt: Ansgar, zuletzt kaufmännischer Geschäftsführer bei adelphi, einer unabhängigen Denkfabrik im Bereich Klima, Umwelt und Entwicklung.
An dieser Auswahl haben zwei Dinge überrascht. Erstens: Viele Genoss:innen hatten erwartet, dass eine Frau das Ruder im Möckernkiez übernimmt, nachdem vorher bekannt geworden war, dass es eine Reihe qualifizierter Bewerberinnen gab. Auf der Beiratssitzung erläuterte Aufsichtsratsvorsitzende Silvana, dass alle Frauen „abgesprungen“ seien, bevor es zu den Auswahlgesprächen kam. Sie nannte keine Begründung. Doch lohnt es sich, der Frage nachzugehen, warum eine Leitungsfunktion in unserer Genossenschaft für Frauen nicht attraktiv ist. Zweitens: Ansgar ist ein Seiteneinsteiger. Er verfügt zwar über Erfahrungen in der Verwaltung von Immobilien, kommt aber nicht aus der Immobilienwirtschaft und hat auch, soweit bekannt, keine Genossenschafts(funktionärs)erfahrung. Seine Expertise liegt in der Leitung gemeinnütziger Unternehmensverbünde im Bereich sozialer Dienstleistungen. Das legt nahe, dass er mit partizipativen Verfahren und demokratischer Entscheidungsfindung umgehen kann. Das passt gut zu unserer Genossenschaft. Er dürfte bestens vernetzt sein in der Berliner Stadtgesellschaft und über einen guten Zugang zu verschiedenen Töpfen zur Finanzierung von gemeinwohlorientierten Projekten verfügen. Dies könnte für die zukünftigen Pläne unserer Genossenschaft von besonderer Bedeutung sein, geht es doch auch darum, Finanzmittel jenseits des Kapitalmarkts zu generieren, um neue Vorhaben sozialverträglich umzusetzen.
Mit der schnellen Entscheidung für Ansgar hat der erst im Juni gewählte neue Aufsichtsrat Handlungsfähigkeit bewiesen und aufgezeigt, in welche Richtung sich die Genossenschaft weiterentwickeln soll.

Möckernkiez

Der Möckernkiez trauert um Ulrich
Ein Wegbereiter der Mitbestimmung

Es ist keine Übertreibung, wenn man feststellt: Ohne Ulrich sähe der Möckernkiez heute anders aus. Rund sechs Jahre lang war er Sprecher des Beirats, der die Interessen der Mitglieder und Hausgruppen in der Genossenschaft vertritt.
Von Anfang an hat er sich für ein solches Gremium stark gemacht, das sowohl Lösungen für kleine Alltagsprobleme sucht als auch in wichtigen strategischen Fragen mitbestimmt. Als das Projekt Möckernkiez 2014 fast vor dem Aus stand, gehörte Ulrich zu denen, die unermüdlich versucht haben, alle zum Weitermachen zu bewegen.

Die Nerven lagen blank, die damaligen Vorstandsmitglieder und Aufsichtsräte waren teilweise heftig miteinander zerstritten und auch viele Mitglieder waren sich unsicher, ob der Möckernkiez überhaupt noch eine Chance hat. Ulrich half mit, die Wogen zu glätten und einen Neuanfang voranzubringen. Inzwischen ist der Beirat fester Bestandteil der Genossenschaftssatzung, der Vorstand bezieht ihn regelmäßig in alle Entscheidungen ein und wenn er das mal nicht tut, meldet sich der Beirat mit Vorschlägen für eine Lösung, mit der alle Beteiligten leben können. Ulrich war immer bemüht, nicht Mehrheitsbeschlüsse durchzudrücken, sondern möglichst alle ins Boot zu holen, auch wenn das manchmal langwierige Prozesse waren.
Seine letzten Lebensjahre waren überschattet von einer heimtückischen Krankheit, die ihm Kraft und Mobilität raubte. Seine Erfahrungen damit brachte er in die AG Barrierefreiheit ein, die nicht zuletzt mit seiner Hilfe einige Maßnahmen durchgesetzt hat, die Menschen mit Handicaps das Leben im Kiez leichter machen. Leider blieb ihm nicht mehr genügend Zeit, auf seine Erfolge zurückzublicken.
Eines seiner Anliegen aus der Zeit vor dem Möckernkiez ist die Stiftung „fair childhood“, die er als Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft mitgegründet hat. Ziel der Stiftung ist es, weltweit Kindern den Besuch einer Schule zu ermöglichen. Über Spenden hätte sich Ulrich sicher sehr gefreut.

Pflanzenschutz im Möckernkiez
Lieblingsorte für Lieblingspflanzen
Das Berlin-Brandenburger Projekt Wildpflanzenschutz mit dem Namen „Urbanität und Vielfalt“ (U&V) hat in den Jahren 2017 bis 2020 sieben Standorte ausgewählt, die in besonderer Weise für Wildpflanzenpflege, natürliche Standorte und Naturschutz stehen. Das Projekt wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt und unterstützt u.a. vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Neben z.B. der Düne Wedding oder der Waldorfschule Potsdam wurde dabei auch der Möckernkiez lobend hervorgehoben, wie der folgende Beitrag aus der U&V-Broschüre „Vielen Dank für die Blumen“ (04/2021, S. 5) betont: „Uli pflegt im Kreuzberger Möckernkiez seit dem Dürresommer 2018 gemeinsam mit über 50 Nachbar*innen ehrenamtlich die Grünflächen nach ökologisch nachhaltigem Konzept. Dabei hat sie vor ihrem Wohnhaus und auf einem Müllhausdach reichlich Platz für U&V-Arten geschaffen und bringt uns jedes Jahr tütenweise Saatgut vorbei. Uli ist fester Bestandteil des Berliner Arbeitskreises von Urbanität und Vielfalt und auch seit unserer ersten Auspflanzung auf der Düne Wedding immer am Start, wenn es irgendwo anzupacken gilt. Lieblingsart? ´Oh, die blauen Blüten, also Berg-Sandknöpfchen und Liegender Ehrenpreis`.“

Diskussion auf dem Kiezplatz
Verkehrswende rund um den Möckernkiez

Der Möckernkiez-Verein lädt zu einer Diskussion über eine Verkehrswende in Kreuzberg ein. Arbeitsgruppen und Initiativen aus dem Teil Kreuzbergs, in dem auch der Möckernkiez liegt, werden an einer Diskussion auf dem Kiezplatz teilnehmen. Zunächst wird Felix Weisbrich, Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg, die aktuellen Planungen des Bezirks vorstellen. Eingeladen werden außerdem die Initiativen von Changing Cities e.V. „Großbeeren-Kiezblock“ und „Viktoria-Kiezblock“, weiterhin die „AG Verkehr und Mobilität“ der Initiative „Sanierungsgebiet Friedrichshain-Kreuzberg – Rathausblock“ und die Initiative „Kiezratschlag“ vom Kiezbündnis am Kreuzberg. Aus dem Möckernkiez nehmen die „AG Mobilität“, die „AG Verkehr“, die „AG Barrierefreiheit“ und die Initiative „Car-Sharing und nachhaltige Mobilität“ teil. Die Veranstaltung soll einen Erfahrungsaustausch über die bisherigen Aktionen ermöglichen und eine Zusammenarbeit und Koordinierung der Aktivitäten auf den Weg bringen.
Einige der Arbeitsgemeinschaften und Initiativen werden ihre Arbeit an Info-Tischen vorstellen.

Am Freitag, 3. September um 19 Uhr auf dem Kiezplatz im Möckernkiez.

Textil-AG
Nähprobleme? Hier wird Hilfe zur Selbsthilfe gegeben
Nähmaschine, Garn und Schere
Wir haben Nähmaschinen, Bügeleisen, einen großen Zuschneidetisch und diverse Hilfsmittel.
Bei uns kannst Du Hilfe beim Maßnehmen, Zuschneiden und Anprobieren bekommen, kleine und größere Änderungen durchführen, beschädigte Kleidung ausbessern, Socken stopfen, Reißverschlüsse ersetzen und vieles andere mehr. Auch Häkeln und Stricken wird angeboten.
Bringe Dein Material mit (ggf. haben wir auch einiges da). Jeden Dienstag ist die Textil-AG von 17 bis 19 Uhr im Werkraum, gegenüber dem Möca.

Noch kein Eröffnungstermin für das GINN-Hotel im Kiez
121 Zimmer ohne Aussicht?
Noch kein Eröffnungstermin für das GINN-Hotel

Nur ein paar inzwischen schon etwas abgenutzte Banner an der Außenfront erinnern daran, dass am Rande des Möckernkiezes ein Hotel entstanden ist. Schon vor mehr als einem Jahr sollte das „GINN City & Lounge Yorck Berlin“ eröffnet werden, aber bis jetzt ist dort allenfalls die Gerüchteküche in Betrieb.
Aleksej Leunov, Geschäftsführer der GINN Hotelmanagement GmbH, will sich nicht auf einen Termin festlegen: „Das ist nicht von uns abhängig, fragen Sie die Bundesregierung oder den lieben Gott!“
Eigentlich war schon alles eingerichtet „bis zur letzten Whiskyflasche an der Bar“. Aber nicht nur die Pandemie hat dem Hotel einen Strich durch die Rechnung gemacht, sondern auch gravierende Baumängel, die zu einem erheblichen Wasserschaden geführt haben.
Während Hotels und Pensionen an der Nord- und Ostsee längst wieder ausgebucht sind, bleiben in Großstädten die Gäste aus, vor allem die Geschäftsleute aus dem Ausland. Auch viele Messen sind abgesagt worden, deshalb sind alle drei Berliner Hotels der GINN-Kette zurzeit noch geschlossen.
Auf ihrer Website präsentiert die GINN-Kette widersprüchliche Informationen und wer über die beliebte Plattform booking.com buchen will, erfährt dort, das Hotel Yorck Berlin sei seit März 2020 geöffnet. Im Gespräch mit dem Newsletter hoffte Leunov noch immer, vielleicht doch schon im Oktober Buchungen annehmen zu können. Die Website hingegen nennt als Eröffnungstermin das Frühjahr 2022. Wann die Gerüchteküche schließt, bleibt also offen.

Neues Bauprojekt
Wohnen und arbeiten am Landwehrkanal
Rund um das ehemalige Postscheckamt werden Gebäude abgerissen und Baufelder vorbereitet. Das Gelände ist mittlerweile im Besitz der Art Invest Real Estate aus Köln, die mit der sogenannten „Macherei“ bis 2024 eine „zukunftsfähige, menschzentrierte und bereichernde City-Lebens- und Arbeitswelt“ erschaffen will. Zu dieser Welt gehören drei Gebäude: Das Hochhaus des ehemaligen Postscheckamts wird von Eicke Becker Architekten energetisch saniert. In den unteren Stockwerken sind Dienstleistung, Gastronomie und Coworking-Plätze vorgesehen – Büroräume in den oberen Stockwerken, eine Sky-Bar im 24. Stock. Zur Großbeerenstraße hin planen die Kreuzberger Robertneun Architekten ein 4-8-stöckiges Haus in Holz-Hybrid-Bauweise – mit Supermarkt, Gewerbe und Gastronomie in den unteren Stockwerken, Büro- und Konferenzräumen in den oberen Etagen. Auf der westlichen Seite des Hochhauses entsteht ein klimaneutrales 8-stöckiges Bürohaus, geplant von Sauerbruch-Hutton, international bekannten Architekten. Dieses Gebäude wird durch einen nördlichen Bauteil mit 80 „Urban Living“-Wohnungen für den freien Wohnungsmarkt ergänzt. Alles soll autofrei, grün und öffentlich zugänglich werden.
Und die „bezahlbaren“ Wohnungen? 360 Mietwohnungen entstehen im Schatten des Hochhauses in sechs Häusern mit 7–8 Stockwerken.
Die landeseigene degewo hat den nördlichen Streifen des Geländes gekauft und baut dort mit Gebag/Schönborn Schmitz Architekten KfW55-Wohnungen ab 6,50 €/qm Kaltmiete.

Sommerkonzert V
Sing Sing – das etwas andere Mitsing-Konzert
SänPlakat von Sing Sing – Mitsingkonzert
Sing Sing lieben und leben – Musik mit euch machen, daraus wird ein gemeinsames, echtes Erlebnis. Es wird gecroont, gekreischt und geshoutet bis sich die Balken biegen und ihr seid mittendrin und nicht nur dabei. Von ABBA bis AC/DC: Mit Kontrabass, Gitarre und anderem Gerät spielt sich das Duo Dorle und Achim durch die großen Songs der Weltgeschichte und singt mit euch gemeinsam die Lieder, die jeder kennt.
Für alle, die gerne singen; für die, die es eigentlich nur unter der Dusche tun; für die, denen kein Ton zu hoch ist; für die, die einfach nur Spaß haben wollen und für alle anderen sowieso. Sing Sing spielt, ihr bekommt die Texte und los geht es.
Damit ihr die Texte digital mitlesen könnt, schickt eine E-Mail an: singsingberlin@gmail.com
Wir senden dann den Link zu unserer Dropbox für das Herunterladen der Texte.

Das Konzert beginnt am Sonntag, den 12. September um 16 Uhr auf dem Kiezplatz.

Schnäppchen entdecken
Trödelmarkt auf dem Yorckplatz
Plakat für Trödelmarkt und alte Objekte
Im September findet der 7. Trödelmarkt im Möckernkiez statt. Zum ersten Mal werden die Stände auf dem neuen Yorckplatz an der Yorckstraße aufgebaut.
Für Teilnehmer:innen ist keine Anmeldung notwendig, der Aufbau kann ab 10 Uhr beginnen.
Die vorhandenen Bänke auf dem Yorckplatz können genutzt werden, aber Tische bitte selber mitbringen. Die Rampe darf dabei nicht zugestellt werden. Bei Regen fällt der Trödelmarkt aus.
Ein aktuelles Hygienekonzept wird vor Ort verteilt und ausgehängt.

Am Samstag, den 18. September von 11-15 Uhr auf dem Yorckplatz an der Yorckstraße.