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Image by moexxers.de

Rettet den Gleisdreieckpark!

Ein Beitrag von Jürgen Blazejczak

Eine Replik auf Hannes Koch – Eine Stimme für einen offenen Park am Gleisdreieck

Die Situation ist dramatisch: Der Gleisdreieckpark verkommt!

Sehr zu Recht stellt Hannes Koch fest, dass es Probleme im Gleisdreieckpark gibt, die man ernst nehmen muss. Allerdings umfasst die Liste der Probleme wesentlich mehr als die von Koch erwähnten nächtlichen großen und lauten Partys und Beschädigungen von Parkeinrichtungen: Beispielsweise werden bei gutem Wetter fast täglich bis in die Morgenstunden elektrische Musikboxen betrieben, die Vermüllung nimmt überhand, Parknutzer werden durch Teppiche von Glasscherben und Kronenkorken gefährdet, Menschen verrichten ihr Notdurft auch auf Spielplätzen, und nicht zuletzt ist es sogar zu Angriffen mit Steinen und Flaschen auf Polizisten gekommen.

Auch handelt es sich nicht – wie Koch meint – um Probleme, die sich erst 2020 entwickelt haben; AnwohnerInnen und NutzerInnen beobachten seit einigen Jahren, dass die ursprünglich überragende Nutzungsqualität des Gleisdreiecksparks, der einmal mit dem Central Park oder der High Line in New York oder dem Hyde Park in London verglichen werden konnte, verkommt. Auch die Kriminalitätsstatistik zeigt das in beeindruckender Weise.

Draußen feiern schließt nicht das Recht auf Exzesse ein.

Im Gleisdreieckpark feiern Menschen draußen. Die allermeisten dieser Feiernden nehmen Rücksicht auf andere NutzerInnen und AnwohnerInnen des Parks. Wenige setzen sich allerdings über die Bedürfnisse anderer hinweg, für sie bedeutet zu „feiern“ Exzesse, etwa in Form von Saufspielen, bei denen mutwillig Glasflaschen zertrümmert werden, oder durch die laute Beschallung der Parks mit Boom-Boxen bis spät in die Nacht, durch Hinterlassen von Müll und Zerstörung von Parkeinrichtungen.

Der Wunsch, in dieser exzessiven Weise zu feiern, kann nicht gleichrangig neben dem Bedürfnis und Anrecht von AnwohnernInnen auf Nachtschlaf und von ParknutzerInnen auf eine unbeeinträchtigte Nutzungsqualität stehen.

Genervte und frustrierte AnwohnerInnen und NutzerInnen fordern Runden Tisch.

In Reaktion auf die zunehmenden Probleme in Gleisdreieckpark hat sich im Sommer dieses Jahres eine Bürgerinitiative „Gemeinsam fürs grüne Gleisdreieck.“ gegründet. Sie hat in kürzester Zeit rund 1.000 Unterschriften unter eine Petition gesammelt, die die Verantwortlichen auffordert, endlich wirksame Maßnahmen zum Schutz und Erhalt des Parks zu ergreifen. Sie fordert die Durchsetzung des Berliner Grünanlagengesetzes und des Landesimmissionsschutzgesetzes, begleitet von einer Kampagne zur Sensibilisierung der ParkbesucherInnen sowie die Einrichtung eines Runden Tisches.

Eine Vielzahl von möglichen Maßnahmen stehen zur Verfügung.

Eine Forderung, den Park nachts zu schließen oder ihn einzuzäunen, findet sich im Aufruf der Initiative nicht. Allerdings gehört es zu den bewährten Prinzipien von Moderationsprozessen, dass nicht von vornherein Möglichkeiten der Konfliktlösung ausgeschlossen werden. Zu diesen Möglichkeiten gehören Informationen etwa über die Parkordnung, technisch-organisatorische Maßnahmen wie die Aufstellung von Müllbehältern und Toiletten, bis hin zu Alkohol- oder Aufenthaltsverboten, durchgesetzt wenn nötig auch durch regelmäßige Polizeipräsenz. Immer gilt dabei, dass milderen Maßnahmen, wenn sie wirken, der Vorzug gegeben wird. Andere Städte wie etwa Bremen, Hamburg, Konstanz und München zeigen Möglichkeiten auf, wie Exzesse eingedämmt werden können.

Ein Runder Tisch und ein aktivierter NutzerInnenbeirat können einander ergänzen.

Hannes Koch meint, als ein Runder Tisch, wie ihn die Bürgerinitiative fordert, könne der NutzerInnenbeirat des Parks dienen. In der Vergangenheit hat der NutzerInnenbeirat 4- bis 5-mal pro Jahr getagt und zwar ohne Beteiligung der Öffentlichkeit. Man muss wohl auch feststellen, dass der NutzerInnenbeirat in der Vergangenheit nicht verhindern konnte, dass die Nutzungsqualität des Parks erodiert. Ein Runder Tisch, der professionell moderiert wird, könnte – auch in Zusammenarbeit mit einem aktivierten Beirat – schneller, flexibler und zielgenauer Lösungen erarbeiten, möglicherweise auch in Zusammenarbeit mit NutzerInnengruppen, die im Beirat nicht vertreten sind. Dafür gibt es anderswo zahlreiche erfolgreiche Beispiele.

Der Autor Jürgen Blazejczak ist Anwohner des Gleisdreieckparks. Er kandidiert für den NutzerInnenbeirat.

Das Thema wird auch rege auf dem gleisdreieck-blog.de diskutiert und kommentiert.