Frisch rausgeschickt – am 30. März 2022 ist der Vereinsnewsletter erschienen … hier der Link zur Online-Version oder eingebettete Preview lesen:
¯\_(ツ)_/¯
Keine Flieger, kein Bombenalarm
Am Morgen des 24. Februar konnte ich meinen Augen nicht trauen. Die Nachricht von Russlands Angriff auf die Ukraine machte mir binnen weniger Augenblicke klar: Hier passiert eine Katastrophe. Menschengemachte Grausamkeit. Sinnlos und unvorstellbar.
Nur wenige Tage später hatte ich die Nachricht von Alina auf dem Handy: „Aino, wir werden angegriffen. Es fallen Bomben auf uns herab. Wir haben Schlimmes gesehen. Wir wurden in Sicherheit gebracht.“ Alina lebt mit ihrer Tochter Sophia (14 Jahre) und ihrem Mann in Oman, 200 km südlich von Kiew. Ich kenne sie, weil sie über die letzten Jahre ab und zu bei uns zuhause im Haushalt geholfen hat. „Könnt ihr kommen, Alina? Braucht ihr Geld? Wie können wir euch helfen?“ Während das Drama seinen Lauf nimmt, schreiben Alina und ich uns täglich Nachrichten. Sie haben kein Auto, müssen aushalten. Sie wolle auch nicht weg, aber die Situation wird unerträglich. Nach 14 Tagen dann die Nachricht: „Wir können nicht schlafen vor Angst. Wenn Gott uns hilft, verlassen wir morgen die Stadt. Mein Mann bleibt hier, um für sein Land zu kämpfen.“ Die Vorstellung, ich müsste meinen Mann in dieser Weise verabschieden, zwingt mir die Tränen in die Augen. „Hast du einen Unterschlupf, Aino? Wir wissen nicht, wohin.“ Meine Hilflosigkeit ist enorm und ich tue das, was ich am besten kann: ich beginne zu organisieren, zu vernetzen, zu mobilisieren…
Diese Aktivität beruhigt mich. Es ist eine Art Selbsttherapie im Angesicht des Terrors. Nach drei Tagen Reise ohne Schlaf kommt Alina hier bei uns im Möckernkiez an. Und sie kommt nicht allein. 12 Menschen aus ihrer Familie haben inzwischen im Kiez Zuflucht gefunden. Als ich die ersten Frauen mit ihren Kindern in Empfang nehme, sehe ich Erschöpfung und Horror in den Gesichtern. Sie zeigen mir die Fotos der Kinder, die im Keller auf Decken eng aneinander liegen. Wir schauen einander in die Augen und wissen, dass keine Mutter und kein Vater auf der Welt so etwas jemals erleben sollte. Und die Kinder erst recht nicht!
Nach einer Dusche und einem ersten Essen haben sich die Gesichter verwandelt. Sie können es nicht glauben, der sonnige Himmel über Berlin ohne Flieger, kein Bombenalarm und drum herum unser schöner, sauberer Möckernkiez. Surreal. Und gleichzeitig mehr als real. Im wahrsten Sinne menschlich. Ich danke euch allen, liebe Nachbarn, für die überwältigende Hilfe. Wir konnten drei kleine Wohnungen für diese 12 Menschen anbieten, es wurden Kleidung, Decken, Kinderwagen und Geld gespendet und tatkräftig organisieren Menschen die sozialen Hilfestellungen.
Nicht nur durch mich sind Menschen im Möckernkiez untergekommen. Es sind inzwischen über 20 Personen. Ideal ist, wenn wir es schaffen, dass sich unsere Gäste auch gegenseitig unterstützen. Schließlich kennen sie unsere Strukturen nicht, unsere Gepflogenheiten. Unsere Gäste sprechen mit wenigen Ausnahmen weder englisch noch deutsch. Wer sich verständigen möchte, kann einfach und leicht auf dem Smartphone Google translate benutzten. Einfach eingeben: „Ukrainisch übersetzen“ und dann direkt den deutschen Text eintippen. (Ja, ich weiß, Google ist „böse,“ hilft aber trotzdem schnell und einfach in dieser Situation). Zunächst sind drei Wohnungen (in G 11, G 3, und G 1S) für einige Wochen bereitgestellt. Wir hoffen alle sehr, dass die Kämpfe bald enden und die Menschen nach Hause zurückkehren können, was sich alle sehr wünschen, aber es kann genauso gut sein, dass wir langfristige Lösungen finden müssen.
Daher: wenn ihr eine Wohnung kennt, die auch längerfristig gemietet werden könnte, meldet euch bitte per Mail an aino.simon [at] posteo.de. Ich bin sehr dankbar für unseren Kiez und glücklich, dass wir ihn teilen mit Menschen in Not.
Mehr als ein Dach über dem Kopf
Zusammen gelacht und geweint
Zu den vielen engagierten Möckis, die in ihren eigenen vier Wänden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen haben, gehören auch Katja und Petja in G 15. Für die Aufnahme von drei Personen – das Seniorenpaar Swetlana und Anatoli mit seiner erwachsenen Enkelin Yulia – wurde für diesen Zweck enger zusammengerückt und ein häusliches Arbeitszimmer zu einer weiteren Schlafstätte „umgerüstet“. „Für uns war es von Anfang an keine Frage, dass wir vor dem Hintergrund eines Krieges mitten in Europa, der für so viele unschuldige Menschen unendliches Leid mit sich bringt, praktische Hilfe leisten wollten.“ Neben diesem humanitären Motiv sehen Katja und Petja ihr Engagement auch als politisches Zeichen in Richtung Russland: „Wenn wir alle zusammenhalten, dann wird dieser Angriffskrieg sein Ziel nicht erreichen.“ Ob ihr derzeit neues Dasein als „Großfamilie“ als Vorbild für andere Menschen im Möckernkiez dienen könnte, sei nicht mit einem Satz zu beantworten. Man müsse sich vor einer solchen Entscheidung darüber klar werden, dass man sich mit der Aufnahme von Flüchtlingen gewissermaßen „den Krieg ins Wohnzimmer“ hole. Traumatische Erlebnisse in der Heimat und auf der Flucht, die Sorge um zurückgelassene Angehörige, der Verlust von Besitz, Arbeit und Lebensfreude belasteten die Flüchtlinge auch nach ihrer Ankunft in Deutschland auf dramatische Weise. Nur das Allernötigste konnten Katjas und Petjas Gäste bei ihrer überstürzten Flucht mitnehmen. „Für ihre gesamte bei uns gewaschene Wäsche brauchten sie noch nicht einmal einen ganzen Wäscheständer“, so Katja.
Nachrichten aus der ukrainischen Heimat verfolge man überwiegend im Internet. Die „Tagesschau“ gemeinsam vor dem Fernseher zu schauen sei viel zu aufwühlend. „Ständig läuft das Kopfkino – was passiert als nächstes, was wird die Zukunft bringen“, stellt Katja fest. Auf solche emotionalen Momente und Stimmungsschwankungen müsse man vorbereitet sein. „Wir haben schon gemeinsam gelacht, aber auch geweint.“
Im täglichen Miteinander sei es daher unverzichtbar, Strukturen zu entwickeln, jeden Abend einen gemeinsamen Plan für den nächsten Tag zu machen und zu klären, wer welche Aufgaben übernehmen könne und wo Hilfe benötigt werde, bringt Petja seine Erfahrungen über das Zusammenleben mit ihren Gästen auf den Punkt:
„Ehrlichkeit, Stärke, die Bereitschaft, Hemmungen zu überwinden, sich aufeinander einlassen zu können, ein Gespür für die Probleme der Gäste zu entwickeln, ihnen gegenüber keine ´Besitzansprüche` zu erheben, sind für uns dabei unverzichtbar.“
Für ihn und seine Familie bedeute die derzeitige Situation aber nicht nur ein Geben. Man erlebe auch einen großen persönlichen Gewinn durch die Herzlichkeit, Dankbarkeit und Mitarbeit ihrer Gäste bei den täglichen Aufgaben im Haushalt. Von großem Vorteil sei es auch, dass es in ihrem Fall keine unüberwindliche Sprachbarriere gebe. Einer ihrer Gäste spreche perfekt Deutsch, außerdem verständige man sich notfalls auch „mit Händen und Füßen“. Nur bedingt hilfreich sei allerdings die verwendete Übersetzungsapp. Diese habe eine Trefferquote von nur 60 Prozent, übersetze z. B. die für das Kochen gesuchte „Auflaufform“ zur Erheiterung aller schon mal mit „Nachttopf“.
Als sehr positiv erlebe man die Unterstützung aus dem Haus und in der Kreuzberger Nachbarschaft in Form von Geldspenden, Angeboten für kostenlose Friseurbesuche oder Kulanz in Arztpraxen. Inzwischen habe man auch ein fast schon familiäres Verhältnis zu seinen Gästen gefunden. Nico, Katjas und Petjas Sohn, rufe beim Betreten der Wohnung bereits nach „Oma und Opa“, die Enkelin wird von der Familie „vereinnahmt“ als „Nichte“, man verabrede sich zu Gesellschaftsspielen und esse gemeinsam die oft vom kochbegeisterten „Opa“ zubereiteten Speisen. „Für uns gibt es kein zeitliches Limit für den Aufenthalt unserer Gäste hier in der Wohnung. Und selbst wenn wir in Urlaub fahren, wird sich eine Betreuungslösung finden lassen“, sagt Petja voller Zuversicht.
Begleitung bei Behördengängen
Willkommen im Wirrwarr
Jeden Tag stehen einige hundert Geflüchtete in einer langen Schlange, die vom Bezirksrathaus in der Yorckstraße fast bis zum Mehringdamm reicht. Eine Unterkunft haben die meisten von ihnen schon gefunden, aber nun müssen sie sich beim Sozialamt melden, um finanzielle Unterstützung zu bekommen, die es ihnen erlaubt, das Notwendigste einkaufen zu können. Zwar hat der Bezirk versucht, schnell und unbürokratisch auf den Ansturm der Menschen zu reagieren, aber was schon in den Zeiten von Corona und auch davor nicht geklappt hat, ist jetzt erst recht ein Problem. Die Bürgerämter sind überlastet, Termine sind kaum zu bekommen, nahezu unüberwindbare Hürden für Menschen, die in einem Land ankommen, dessen Sprache sie nicht sprechen. Für Karin Gailing und Helmut von Bialy war es keine Frage, den neuen Nachbarinnen und Nachbarn zu helfen, die in eine zufällig gerade ungenutzte Wohnung in ihrem Haus einziehen konnten. Da diese Wohnung für fünf Menschen zu klein war, nahmen sie selbst noch zwei Gäste bei sich auf. Aber sie hatten sich die Unterstützung bei den ersten Behördengängen nicht so schwierig vorgestellt.
Als „absolutes Chaos“ beschreibt Helmut von Bialy die Situation. Das fing mit dem Coronatest an, den die größtenteils ungeimpften Geflüchteten machen mussten. Die meisten hatten keine Mobiltelefone, mit denen sie E-Mails empfangen konnten, also wurden die Testergebnisse auf die deutschen Handys der Begleiter:innen geladen.
Nach stundenlangen Wartezeiten mussten viele Formulare ausgefüllt werden, die immerhin schon auf Ukrainisch abgefasst waren. Auch gibt es im Sozialamt Kontaktpersonen, die Ukrainisch sprechen. Die Formulare aber waren zumindest in den ersten Tagen nur vor Ort zu bekommen, sie konnten nicht aus dem Netz heruntergeladen und schon zu Hause bearbeitet werden. Am Ende der umständlichen Prozedur bekamen die Geflüchteten eine Karte ausgehändigt, mit der sie Bargeld aus dem Automaten ziehen konnten. Das war aber nur der Anfang.
Wer über diese erste Starthilfe hinaus finanzielle Unterstützung bekommen will, etwa für die Bezahlung der Miete, muss sich beim Ankunftszentrum des Landes registrieren lassen. Dort werden alle Daten noch einmal komplett erfasst und wieder gilt es, viele Formulare auszufüllen. „Ich war erschrocken über den Stand der Digitalisierung bei den Behörden“, sagt Helmut von Bialy. Es gibt keinerlei Austausch oder Übermittlung der Daten zwischen dem Bezirk und der Registrierungsstelle des Landes. Auch eine Registrierung online ist nicht möglich, lediglich Termine dafür werden im Netz angeboten und sie sind ebenso schwer zu bekommen wie seit Jahren alle Bürgeramtstermine. Und weil auch nach der Registrierung noch völlig unklar ist, wann das Geld für die Mieten ausgezahlt wird, haben die Nachbarinnen und Nachbarn im Haus erst mal gesammelt, um wenigstens für den ersten Monat die Miete aufzubringen. Helmut von Bialy bedauert, dass viele Geflüchtete sich nicht impfen lassen wollen. „Obwohl alles für einen schnellen Impftermin vorbereitet war, sagen viele einfach Nein.“ Wenn sie in Berlin mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollen, brauchen sie einen tagesaktuellen Test. Nicht bei jedem Gang zu einer Teststelle wird sie aber jemand begleiten können.
Mit M*UFO 5 auf Entdeckungstour
Engagierte Nachbar:innen und geflüchtete ukrainische Mütter mit Kindern aus dem Möckernkiez hatten eine Willkommensbegegnung bei der Kinderfreizeit M*UFO5 gegenüber der Geschäftsstelle. Die Möglichkeit kam auf schnellem Wege über den Träger der Kinderfreizeit, dem Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V., zustande. Schon im letzten Herbst hatte Marianne Simon, Kinder- und Jugendbeauftrage des Möckernkiez, wegen des Themas Kinderrechte einen Kontakt zu dem Träger aufgebaut. Die Projektleiterin des M*UFO5, Steffi Bahrs, zeigte Müttern aus dem Möckernkiez und einer Mutter aus der Hornstraße und den rund acht Kindern im Alter zwischen sechs und 13 Jahren die Räumlichkeiten und den Garten mit weiteren Spielangeboten. Sofort nahmen die Kinder das M*UFO5 an und gingen auf Entdeckungstour. Zusammen mit der ukrainischen Deutschlehrerin Yulia, die ebenfalls im Möckernkiez untergekommen ist, füllten die Mütter Anmeldeformulare für die Kinderfreizeit aus.
Die M*UFO5 – Kinderfreizeit hat ihre Türen für alle Schulkinder bis 13 Jahren geöffnet. Sie bietet mit professioneller Betreuung abwechslungsreiche Tagesangebote, Projekte und Ferienprogramme. Das Programm wird von den Kindern aktiv mitgestaltet.
M*UFO5 – Kinderfreizeit, Möckernkiez 5, 10963 Berlin, Dienstag bis Samstag: 13 – 19 Uhr http://mufo5.de
E-Mail: mariannesimon [at] posteo.de
Ein Angebot zum Kennenlernen
Herzlich willkommen im Treffpunkt
Der Möckernkiez-Verein begrüßt alle Menschen, die aus der Ukraine in den Möckernkiez und die unmittelbare Umgebung gekommen sind. Die Räume des Treffpunktes stehen ihnen, ihren Gastgebern und Bekannten zu folgenden Zeiten kostenfrei für verschiedene Aktivitäten wie Treffen, Internetnutzung, Tee und Kaffee, Kochen, Kinderspiel und vieles andere mehr zur Verfügung: Dienstag von 10 bis 18 Uhr; Mittwoch von 12 bis 18 Uhr, Donnerstag und Freitag von 10 bis 18 Uhr; Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr.
Zukunftsforum Möckernkiez 2030
Viele Ideen – was wird daraus?
Wie um einen Bogen zu schlagen, wurde am Ende der Abschlussveranstaltung des Zukunftsforums Möckernkiez 2030 zum Anstoß mit Sekt- oder Saftgläsern aufgefordert. Schon zu Beginn der Veranstaltung betonte Silvana Tiedemann, Aufsichtsratsvorsitzende, dass das Ergebnis des Zukunftsforums ein Anstoß dazu sein soll, wie sich der Möckernkiez weiterentwickeln könnte, dass es Teil eines weiteren Prozesses sei, den es jetzt anzugehen gilt. Nach der Übergabe des Ergebnispapiers an die Aufsichtsratsvorsitzende liegt es nun an Genossenschaftsvorstand und Aufsichtsrat, aus der Fülle der Anregungen ein Strategiepapier zur Weiterentwicklung zu erarbeiten. An vier Wochenenden hatten die Teilnehmenden die Entstehung der Genossenschaft, den heutigen Stand und in die Zukunft weisende Visionen durchgekaut.
Impulsvorträge mit Best-Practice-Beispielen aus Architektur, Stadtplanung, Finanzierung und Genossenschaftswesen lieferten das inhaltliche Diskussionsfutter. Nicht nur aus den Berichten der Video-Kleingruppen, die eine Viertelstunde lang gebildet wurden, konnte die Befürchtung herausgehört werden, dass ein Erweiterungsprojekt des Möckernkiez den bestehenden Möckernkiez gefährden und Wohnungen in Gefahr geraten könnten. Aber auch eine Debatte über das Leitbild des Möckernkiez und eine inhaltliche Weiterentwicklung wurde unter Einbeziehung der Hausgruppe Null der nichtwohnenden Genossenschaftsmitgliedern angeregt. Überhaupt wurde mehrmals erwähnt, die Gruppe der Nichtwohnenden in die Kommunikation und das Leben im Möckernkiez besser einzubinden. Eine kritische Stimme erhob Marianne, die Beauftrage für Kinder und Jugendliche, dass in den Wortmeldungen kein einziges Mal die Worte Barrierefreiheit, Kinder und Jugendliche fiel. Als ob die Genossenschaft Möckernkiez als Mitglieder nur sportliche Seniorinnen und Senioren hätte, dabei war doch häufig von Vielfalt die Rede. Sicher scheint, dass der Möckernkiez eine diskussionsintensive Zukunft vor sich hat – mit dem Zukunftsforum Möckernkiez 2030 wurde eine neue, große Möckernkiez-Debatte angestoßen.
Der Möckernkiez e.V. braucht Verstärkung
Gesucht: eine Fachkraft fürs digitale Gemeinwohl
Die Arbeit eines Admins ist wichtig. Er oder sie hat die Fäden in der Hand über Zugänglichkeiten im digitalen Raum. Admins können Fehler beheben, sie können Vereinfachungen installieren und das System geschmeidiger machen. Über die Webseiten haben Admins indirekten Kontakt mit vielen Nutzer:innen, denen sie zu Informationen und Handlungen verhelfen.
Eine Computer-Tastatur
Admin der Vereinswebseite ist seit vielen Jahren Erwin Schmid. Er würde diese Funktion gern aufgeben und jüngeren Kolleg:innen übergeben. Das System von Dokumentenspeicherung, Mitgliederverwaltung und Kalender hat er aufgebaut. Zudem ist er Mitglied der Newsletter-Redaktion und versendet zum Monatsende den fertiggestellten Newsletter an die Abonnent:innen. Erwin könnte einarbeiten, noch eine Weile begleiten oder auch die Verantwortung schnell übergeben. Die Arbeit des Vereins ist elementar für den sozialen Zusammenhalt im Möckernkiez und die Webseite ist eine ganz wichtige Schaltstelle für die Förderung der Kommunikation untereinander. Wer findet sich, diese Arbeit in Zukunft aktiv zu gestalten? Sie dient dem Gemeinwohl, bietet Gestaltungsmöglichkeit und macht gewiss auch Spaß. Interessierte (m/w/d) melden sich bitte bei Erwin Schmid. es [at] snafu.de
AG Grüner Daumen
Der Grüne Daumen rief im vergangenen Herbst dazu auf, Patenschaften für die Fliederkästen am Yorck-/Friedensplatz zu übernehmen.
Nachdem keine Rückmeldungen eintrafen, entschieden wir, die Pflanzenboxen mit wilden Berliner Trockenrasenblumen zu bestücken. Dazu gehören z. B. Ehrenpreis, Heidenelke , Skabiosenflockenblume, Taubenskabiose, Golddistel und Grasnelke. Sie brauchen auf diesem sonnigen Platz sehr wenig Wasser und sehen hübsch aus.
Eine Bitte an alle: Die Kästen sind schon eingesät. Bitte pflanzt nur nach Rücksprache mit uns Zusätzliches ein, sonst werden die kleinen Keimlinge zerstört.
Gedenktafeln rund um den Möckernkiez
In welcher Umgebung leben wir? Was geschah in Kreuzberg nahe des heutigen Gleisdreicksparks? Bei einem Spaziergang durch die umliegenden Straßen, unterwegs zu den U-Bahn-Stationen Mehringdamm und Möckernbrücke, fallen uns an vielen Häusern Gedenktafeln auf, die an ganz unterschiedliche Menschen und Geschehnisse erinnern. Die Redaktion möchte in lockerer Folge an Menschen erinnern, die in unserem Kiez gelebt und gewirkt haben.
Gedenktafel für Rio Reiser
„Wenn ich König von Deutschland wär“
Dieses Lied stammt von Rio Reiser, eigentlich Ralph Möbius, der als Autodidakt zur Musik fand und zu einer Zeit, als in West-Berlin radikale linke Ideen lebendig waren, an seinen Geburtsort zurückkehrte. Es war die Zeit der Hausbesetzungen. 1970 gründete er mit zwei anderen Musikern die Band Ton, Steine Scherben. Ihre Lieder trafen den Sound der Zeit – „Macht kaputt, was euch kaputt macht“, „Rauch-Haus-Song“ und „Keine Macht für niemand“. Die Band war Kult und nicht selten wurden nach ihren Live-Konzerten weitere Häuser besetzt.
Rio Reiser und Ton, Steine, Scherben lebten und arbeiteten von 1971 bis 1975 im Haus Tempelhofer Ufer 32 – unweit des Museums für Verkehr und Technik -, wo 2013 eine Gedenktafel enthüllt wurde. Im Jahr 1975 zogen sie gemeinsam in das nordfriesische Dorf Fresenhagen, wo sie neue Wege einschlagen wollten – weg von der politischen Szene und ihrer Rolle als „Maskottchen der Linken“. Aufgrund finanzieller Probleme löste sich die Band 1985 auf. Rio Reiser begann danach eine Solo-Karriere, er wurde bekannt durch Lieder wie „Alles Lüge“, „König von Deutschland“ und „Junimond“. Er arbeitete auch als Schauspieler, schrieb Filmmusiken, produzierte Kinderplatten und Theaterstücke. 1996 starb Rio Reiser in Fresenhagen. Sein Leichnam wurde 2011 auf den Alten St.-Matthäus-Friedhof in Berlin-Schöneberg umgebettet, sein Grab ist seit 2021 ein Ehrengrab des Landes Berlin und Ort vielfältiger Erinnerung. An Gedenktagen finden dort Konzerte statt, die großen Zuspruch finden. Noch in diesem Jahr soll der Heinrichplatz in Kreuzberg wie schon 2019 beschlossen in Rio-Reiser-Platz umbenannt werden.
Fotoausstellung im Treffpunkt
Die Ausstellung ist vom 15. Februar bis 23. März 2022 im Treffpunkt zu betrachten.
Eine Pflanze ist eine Blume, ist ein Baum, ist ein Wald …“ Die Aufnahmen von Clemens Seitz zeigen Blüten, Blumen, Früchte, Sträucher, Bäume und Wald in ihrer ganzen Formenvielfalt, Farbigkeit und Struktur. Der fotografische Fokus liegt auf den unterschiedlichen Arten der Darstellung. Blüten, Blumen und Früchte sind Teil eines „Work in Progress“, der mit dem Scannen der Objekte 2014 begann und mittlerweile über 150 Objekte umfasst. Das Scannen der Objekte ermöglicht einen flexiblen Umgang mit Ausschnitt und Struktur. Außerdem verleiht ihnen der schwarze Hintergrund Tiefenwirkung und Brillanz. Die Bäume und die Waldansichten, die als Panoramen mit fünf bis sieben Bildern angelegt sind, sind bewusst in Abhängigkeit von der Jahreszeit aufgenommen, um die jeweils unterschiedliche Struktur und Form herauszuarbeiten. Die Aufnahme erfolgte erst nach mehrmaligem Aufsuchen und Studium des Aufnahmeortes.
ART KREUZBERG im September
Eine Gelegenheit für die Kreativen im Möckernkiez
Alle Kreativen im Möckernkiez sind angesprochen, bei der ART KREUZBERG am 10. und 11. September ihre Arbeiten einem interessierten Publikum vorzustellen. Neben vielen offenen Ateliers in Kreuzberg steht auch unser Treffpunkt mit Möca und Forum zur Verfügung. Es könnten auch der Außenbereich und Dachterrassen (in Absprache mit den Hausgruppen und der Geschäftsstelle) als Ausstellungsfläche genutzt werden.
Die ART KREUZBERG bietet die besondere Gelegenheit, Künstler:innen über die Schulter zu schauen, miteinander ins Gespräch zu kommen und die eine oder andere Arbeit direkt zu erwerben.
Veränderungen entlang der Yorckstraße
Aktuelles zu Ampler Bikes, neuer Wegführung und Visit Coffee
Tempora mutantur – diese 2000 Jahre alte römische Erkenntnis über sich ändernde Zeiten gilt nicht zuletzt auch für den Möckernkiez und sein Umfeld. Nachdem es im Pavillon an der Yorckstraße längere Zeit nach Stillstand aussah, erfolgte dann nach intensiven Innenarbeiten Anfang Dezember 2021 die bereits im Herbst angekündigte Eröffnung einer neuen Filiale des estnischen E-Bike-Unternehmens Ampler. Schon ein erster Blick durch die großen Scheiben des Showrooms lässt erkennen, dass dort im Pavillon nun reger Betrieb herrscht.
Erstaunlich schnell voran gingen die Bauarbeiten zur Herstellung eines Korridors vom Yorckplatz hoch zum Gleisdreieckpark mit einem Weg vorbei an Pavillon und Interkulturellem Garten Rosenduft.
Dank Natursteinpflastersteinen und Clematissträuchern entlang des Zauns macht der neue Weg vom Yorckplatz in den Park und Richtung U- und S-Bahn Yorckstraße schon jetzt einen ansprechenden Eindruck, sicherlich auch zur Freude vieler Möckis.
Noch auf sich warten lässt hingegen The Visit Coffee Roastery mit der schon zum Jahresende 2021 angekündigten Filialeröffnung im Pavillon.
Informationen zum Stand der Planungen und Arbeiten sind vom Unternehmen mit Sitz in der Adalbertstraße derzeit nicht zu erhalten. Auch wenn „tempora mutantur“ weiterhin Gültigkeit hat – ganz einfach nach Plan läuft es eben trotzdem nicht immer.
Der Gleisdreieckpark – ein Ruheort für Ältere?
So ruhig und beschaulich wie auf diesem Foto, an einem kalten Wintertag aufgenommen, zeigt sich der Park am Gleisdreieck nur selten. Aber bald wird wieder sehr viel mehr los sein. Dann ist der Park Spiel- und Sportplatz, Rennpiste für Radfahrende und Partyzone bis tief in die Nacht. Ältere Parkbesucher:innen fühlen sich in einer so lebendigen Umgebung aber unwohl. Wer nur auf einer Bank sitzen und ein Buch lesen will, muss dann einiges aushalten können. Aber vielleicht ist das ja auch nur ein Vorurteil: wollen ältere Menschen wirklich so viel Ruhe oder können sie sich auch über fröhlich tobende Kinder und viel Leben drumherum freuen?
Eine Umfrage soll jetzt helfen, die Bedürfnisse und Erwartungen der älteren Generation zu erforschen. Welche Orte im Park sind bei Älteren besonders beliebt, wie kommen Menschen mit eingeschränkter Mobilität im Park zurecht und wo könnten Konflikte entstehen? Kritik und Ideen sind erwünscht, sie sollen in die Vorschläge einfließen, die der „Runde Tisch Seniorenarbeit Tiergarten“ dem Nutzer:innenbeirat des Parks und dem Parkmanagement unterbreiten will. Außerdem soll ein Plan erstellt werden mit möglichen Orten und Plätzen für Ältere und Angaben zur Barrierefreiheit.
Wie lebendig darf der Park sein?
Die Fragebögen sollen im Park verteilt werden, sie sind auch im Internet abrufbar. Die Zeit drängt etwas, denn bis spätestens 20. Februar müssen alle Antworten zur Auswertung vorliegen. Die ausgefüllten Fragebögen können auch per E-Mail zurückgeschickt werden.