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Möckernkiez Newsletter – Nr. 34 – Juli 2021 (Auszug)

Die neue Aufsichtsratsvorsitzende im Gespräch „Die Zukunftsfragen gemeinsam mit den Mitgliedern erarbeiten“.Auf seiner konstituierenden Sitzung am 23. Juni wählte der Aufsichtsrat (AR) Silvana zur Vorsitzenden. Vier Fragen an die neue Vorsitzende.

NL: Welche Prioritäten habt Ihr Euch gesetzt?
ST: Als erste die Bestellung des Vorstandes. Der alte AR hat aus dem Bewerber:innenkreis eine Auswahl getroffen, die wir jetzt zu Gesprächen einladen. Dabei beziehen wir auch die Mitarbeiter:innen ein, immerhin wird es deren neue:r Chef:in. Zweite Priorität hat das Zukunftsforum. Hier starten wir am 24. August 2021 um 19:00 Uhr mit einer online stattfindenden Infoveranstaltung. Um weitere Schwerpunkte zu setzen, geben wir uns noch ein paar Monate Zeit.

NL: Wie wollt Ihr Eure Arbeit gegenüber den Mitgliedern transparent halten?
ST: Wir verschicken weiter regelmäßig Rundschreiben an alle Mitglieder und nehmen rotierend an den Beiratssitzungen teil – in den nächsten drei Sitzungen jeweils zu zweit, damit sich Beirat und neue AR-Mitglieder kennenlernen können. Außerdem können wir uns vorstellen, auch für den AR ein schriftliches Verfahren wie bei den Vorstandsfragen einzuführen.

NL: Mit dem Zukunftsforum hat der Aufsichtsrat eine aktive Rolle in der Perspektiv-Debatte mit den Mitgliedern übernommen. Warum diese neue Rolle?
ST: Ich sehe hier keine neue Rolle, aber der Genossenschaft stellen sich nun mal heute diese Fragen.
Beispielsweise: Wollen wir in den nächsten Jahren einen Neubau wagen? Wollen wir primär das Leben im Kiez verbessern oder auch in die Stadt hinein wirken? Antworten zu suchen, sehen Vorstand und AR als Aufgabe, die jetzt gemeinsam mit den Mitgliedern bearbeitet werden muss.

NL: Welche Themen sind für Dich persönlich besonders wichtig?
ST: Zum einen die Weiterentwicklung der Selbstverwaltung, also das Zusammenspiel von Beirat, AR und Vorstand. Der Bannerkonflikt hat gezeigt, dass wir hier mehr Verlässlichkeit brauchen. Zum zweiten die Weiterentwicklung des inklusiven Charakters des Kiezes, womit ich nicht nur die Barrierefreiheit, sondern auch den Abbau sozialer Zugangsbarrieren meine. Stichwort wäre hier etwa die Institutionalisierung eines Solidarfonds.

Keine Kiezstatistik in Heimarbeit
Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg liefert die Zahlen.
Für eine kiezinterne Erhebung muss in Zukunft niemand mehr Nachbarn befragen und dabei den Datenschutz beachten. Nach der Bereitstellung von anonymisierten Daten durch das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg wird seit dem letzten Beirat eine von der AG Politik angestoßene Erhebung zum Möckernkiez nicht mehr weiterverfolgt.

Die Schwerpunkte der vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg angezapften Datenquellen liegen in der Einwohnerregisterstatistik sowie der Arbeitslosen- und Kraftfahrzeugstatistik. Als öffentliche Daten können sie von jeder und jedem kostenlos abgefragt werden, solange die Arbeit für die Zusammenstellung unterhalb von 30 Minuten liegt. Darüber kostet die Abfrage eine Gebühr. Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg versteht sich als Informationsdienstleister und schreibt auf seiner Webseite: „Wir liefern Daten der amtlichen Statistik für die Region aus nahezu allen Lebensbereichen und damit Planungssicherheit für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft.“

Neben den Informationen, wie viele Menschen in unterschiedlichen Altersstufen im Möckernkiez wohnen, fiel der hohe Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund auf. Mit 227 Personen waren es bei insgesamt 915 Einwohner:innen im Jahr 2020 rund ein Viertel, nämlich 24,8 Prozent. Das war auf den ersten Blick überraschend. Doch gilt es die Definition des Statistischen Bundesamtes zu beachten, die bei Bevölkerungsstatistiken Anwendung findet:
„Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde.“ Und dies kann auch im Möckernkiez viele betreffen, wenn nur einmal an die jahrelange Migration innerhalb der Europäischen Union gedacht wird. Hinzu kommen Menschen mit außereuropäischen Hintergründen.

In unserem erwünschten autofreien Möckernkiez waren im Jahr 2020 gesamt 145 Autos angemeldet, davon 135 Pkws. Vielleicht ändert sich dies in Zukunft, wenn die Kfz-Besitzer ihre Karosse durch ein E-Bike vom neuen E-Bike-Laden ersetzen werden, der im Juli in G07 einziehen soll. Mit dem Yorckplatz, der neuen Rampe, rund um den Kiezplatz und dem Gleisdreieckpark wird eine abwechslungsreiche Probestrecke bereitgestellt. Macht nix, sind ja keine Autos!

Der Möckernkiez – mit oder ohne Elektro-Tretroller?

Freudig wurde bei der letzten Beiratssitzung die Nachricht unseres Vorstands Frank begrüßt, dass der Vermieter LPG den sogenannten Pavillon am Yorckplatz ab 1. Juli an eine Firma für Elektro-Fahrräder vermietet. E-Bikes – aber hallo, wenn das nicht zu uns passt! Ist doch auch eine schöne Ergänzung zu den Elektro-Ladesäulen für E-Autos an der Vorfahrtstraße. Fast im gleichen Atemzug erzählte der Vorstand weiter, dass nach seiner Anweisung der Hausmeister elektrische Tretroller wegsperrt, die im Möckernkiez abgestellt werden. Im genossenschaftseigenen Tretrollerverlies sollen bereits einige auf Abholung durch die Betreiberfirmen warten. Kostenlos oder durch Zahlung eines Lösegelds? Auf der einen Seite malt der Möckernkiez „Öko“ und „Selbstverwaltet“ auf sein Aushängeschild und andererseits bestimmt der Vorstand, dass seine Bewohner:innen von ihrer Haustür elektrisch nur wieder wegfahren können, wenn sie schneller als der Hausmeister sind. Wo hört sie auf bzw. wo beginnt im Möckernkiez verkehrlich gesehen die sogenannte „letzte Meile“? An der Haustür oder an einer unsichtbaren Stadtmauer, die uns vor dem „bösen“ Berlin schützen soll? Wie stehen wir im Möckernkiez zur gesamten Palette der Elektromobiliät? Eine Haltung, wie der Möckernkiez mit Elektromobilität über Sharing-Angebote umgeht, müsste meines Erachtens in einem demokratischen Prozess von den Bewohnern des Möckernkiez entwickelt werden. Vorwegnahmen von oben herab – mögen wir das wirklich?

Gut, dass den Freaks und Dateneuphorikern der AG Politik des Möckernkiez e.V. Vereins das Handwerk gelegt wurde.
Oh je, eine Probestrecke für E-Bikes auf der Zugangsrampe für Rollstuhlfahrer in den Kiez. Hier scheint ein eindeutiger Nutzungskonflilt vorprogrammiert. Die kommerzielle Nutzung von Anlagen für die Barrierefreiheit im Möckernkiez?